Afrika Mode

Mode in Afrika

Wer hätte es gedacht? Die bunt gemusterten Afrikastoffe, die jeder mit dem wilden Land der Wüsten und Löwen verbindet, kommen ursprünglich aus den Niederlanden. Selbst heute noch werden die charakteristischen Stoffe dort für den afrikanischen Markt hergestellt und für Shops wie Baur exportiert. Dort bekommt man sogar mit einem entsprechenden Rabattcode (Beispiel) noch entsprechende Vergünstigungen. Ursprünglich waren sie gar nicht für den schwarzen Kontinent, sondern für Käufer in Indonesien, einer niederländischen Kolonie, gedacht. Die sogenannten WAX-Stoffe zeigen denn auch traditionell indonesische Batik-Motive und keine ursprünglich afrikanischen Muster.

So kamen die Stoffe nach Afrika

Bereits im 19. Jahrhundert begannen niederländische Stoffhändler bedruckte Ballen im großen Stil nach Indonesien zu exportieren. Die farbenprächtigen Muster entstanden durch Holzstempel, die in Farbe gepresst und dann auf den Stoff gedruckt wurden. In Indonesien fanden die prächtigen Stoffballen allerdings nur wenig Anklang, jedenfalls bei den Einheimischen. Anders sah das bei afrikanischen Soldaten aus, die in Indonesien Aufstände niederschlagen sollten. Sie begeisterten sich für die bunten Muster und brachten die Stoffe in ihre Heimat in Westafrika.

Ein neuer Trend griff um sich

Von Ghana aus eroberten die Afrikastoffe nach und nach den gesamten Kontinent. Die Niederlande, allen voran die Firma Vlisco, produzierten nun ihre Drucke hauptsächlich für den afrikanischen Markt und erreichte schon bald eine Monopolstellung. Ein Erfolgskriterium der Firma war, selber vor Ort nach neuen Trends und Farben zu recherchieren und ein Netz lokaler Händler aufzubauen. So konnte die clevere Firma schnell und flexibel auf neue Trends und Bedürfnisse eingehen. Sie etablierte Marken wir wax hollandais, javaprint und superwax. In den 60er und 70er Jahren entwickelten immer mehr landeseigene Firmen die Stoffe weiter und auch in die Politik hielten sie Einzug. Die Wax-Stoffe wurden von hohen Machthabern als Zeichen ihrer Verbundenheit mit Afrika getragen und für die eigene Propaganda benutzt. Wax-Stoffe sind auch ein Zeichen von Religiosität, denn neben dem politischen Ausdruck werden inzwischen auch religiöse Botschaften durch die Drucke vermittelt. Und der Trend ist ungebrochen. Rund 120 Millionen Afrikaner sammeln, tauschen oder nähen heutzutage Wax-Stoffe.

Wax-Stoffe als hochwertiges Modeprodukt

Neben kostengünstig erstellten Stoffen werden nach wie vor hochwertige Produkte vertrieben, noch immer in erster Linie von der Firma Vlisco aus Helmond. Sie etablierte Haute-Couture-Stoffe und bringt nicht mehr als 10 neue Designs pro Jahr heraus. Vertrieben werden die modernen und geschmackvollen Musterstoffe über lokale, weibliche Mitarbeiter, die sich nahezu ausschließlich an einkommensstarke Kunden richten. Dabei sind traditionelle, afrikanische Einflüsse kaum noch vorhanden. Vielmehr werden als Designgrundlage moderne Produkte und Muster verarbeitet.

Wax-Stoffe inspirieren Künstler

Die abwechslungsreiche und spannende Geschichte der Wax-Stoffe und ihre starke Verbreitung bis in die heutige Zeit inspiriert immer wieder Künstler und Designer. Da sie ein Stück Kolonialgeschichte ebenso widerspiegeln wie ein Stück moderner Zeitgeschichte, eigenen sich die Stoffe für die künstlerische Verwendung. Samuel Fosso, aus Kamerun, verwendet Wax-Stoffe für Selbstporträts und Yinka Shonibare hat klassische viktorianische Möbel mit Wax-Stoffen bezogen. Afrikanische Künstler sind dafür bekannt, kreativ und einfallsreich europäische und islamische Einflüsse in ihre Kunst zu integrieren und sie zu adaptieren. Das sieht man beispielsweise an den unterschiedlichen Kleiderstilen, die in ganz Afrika zu finden sind. In Westafrika dominieren die aufwendig geschneiderten Kleider aus Baumwollstoffen, in Ostafrika ist die Synthetikkleidung oder die ausrangierten Modelle der Altkleidersammlungen verbreitet. Allerdings werden auch dort bei Festen und feierlichen Anlässen bevorzugt aufwendig geschneiderte afrikanische Kleider getragen.

Kleidung ist in ganz Afrika immer noch ein hoch geschätztes Statussymbol. Sie genießt höchste Aufmerksamkeit in allen Bevölkerungsgruppen und hat eine große Bedeutung.

(Bilderquelle: Pixabay.com – CC0 Public Domain)

Post Author: Carla